Von Gärtchen und Gärten

Beim Zusammenschluss der reformierten Kirchen zu einer grossen Gemeinde war eines der Anliegen, manche Aufgaben gemeinsam anzugehen, die Angebote besser zu koordinieren, Energien zu bündeln, um auch Freiräume für Neues zu gewinnen, und in der Richtung geht es voran.

Schrebergarten am Waidberg.

Bei einem solchen Prozess ist es wichtig, den Blick leicht weiten und auch wieder fokussieren zu können. Galt 2019 den neu etablierten Kirchenkreisen viel Interesse, durfte das doch den Blick nicht verstellen für die ganze Kirchgemeinde Zürich – und dann ist da ja auch noch die kantonale Landeskirche, der schweizerische evangelische Kirchenbund, die lokale und weltweite Ökumene. Wichtig, sich da nicht zu verwickeln, sondern das verbindende und tragende Potenzial auszuschöpfen. Zumal gleichzeitig ein Augenmerk bleiben soll auf den kirchlichen Standorten, wo vielfältige Veranstaltungen stattfinden, auf Gruppen, die vieles mittragen und der Kirche ein Gesicht geben, auf die Menschen mit ihren Sorgen und Freuden, Anliegen und Fähigkeiten.
Vielleicht ist es in Wipkingen mit seinen vielen Schrebergärten unten an der Limmat und oben in der Waid gar nicht verkehrt, dabei von den Gärtnern zu lernen. Einander ins Gärtchen zu trampeln bewirkt selten viel Positives. Hingegen miteinander Erfahrungen oder auch Ertrag auszutauschen über alle Zäune hinweg, grössere Herausforderungen gemeinsam anzupacken oder einander den «Pflanzplätz» mal zu hüten, das schafft Mehrwert, Freiheit und Ermutigung. Das «eigene Gärtchen» kann dann besser wahrgenommen werden als Teil einer grösseren Grünanlage. Der grösste Park besteht letztlich aus einzelnen Beeten und Grünflächen, und es fördert das Gedeihen, wenn ein Gärtner hier, eine Gärtnerin da, mit Herzblut und Kompetenz anpackt. Niemand kann und muss alles. Umgekehrt ist es sinnvoll, Geräte zu teilen, einander zu helfen und vor allem miteinander abzusprechen, wie die gesamte Pflanzung aussehen soll, damit nicht eins das andere überschattet und alles da gesetzt wird, wo es sich optimal entfaltet. Bestehendes und Neues, Stilles und Quirliges hat dann nebeneinander Platz. Es gewinnen alle, wenn möglichst viele mitgestalten mit Ideen und Begabungen, Rückmeldungen und Engagement, damit das Letten-Beet blüht, der Kirchenkreis gedeiht, vielerorts Früchte sich zeigen in Stadt und Ökumene, Umwelt und Umgebung.

Pfarrer Samuel Zahn

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