Wegen Fachkräftemangels drohen Kitaschliessungen

Der Fachkräftemangel ist in allen Branchen spürbar. Berufe wie die Kinderbetreuung oder jene in der Pflege leiden besonders darunter, da sie direkt von der Abwanderung in andere Branchen betroffen sind. Schliessungen sind nicht auszuschliessen.

Die Kinderbetreuung ist wertvoll und systemrelevant. (Symboldbild/Pixabay)

Spätestens seit der Pandemie wissen wir, dass Kitas systemrelevant sind. Und doch fühlen sich viele Kitas zurzeit von der Politik im Regen stehen gelassen. Die Kita-Branche bildet jährlich Hunderte Lehrlinge aus, doch die Fluktuation in andere Branchen war noch nie so hoch. Aufgrund des Lehrermangels in der Volksschule werden viele Fachfrauen und -männer aus der Kinderbetreuung abgezogen und im Kindergarten, Hort oder der Primarschule eingesetzt.

Mit den städtischen und kantonalen Löhnen der Volksschule können private Kitas aber nicht mithalten. Während es für die Volksschule angeblich kein Problem ist, Lehrpersonen ohne Diplom anzustellen, droht den Kitas einfach die Schliessung, wenn sie ihren Personalschlüssel nicht einhalten können. Was sollen berufstätige Eltern dann tun, wenn ihre Kinderbetreuung nicht mehr gewährleistet ist? Es braucht nun seitens der Politik unbürokratische Lösungen, um den Fachkräftemangel kurzfristig aufzufangen.

Um den wertvollen und systemrelevanten Beruf der Kinderbetreuung und der Frühförderung langfristig attraktiv zu machen, braucht es mehr Fachkräfte, branchenspezifische Weiterbildungsmöglichkeiten und entsprechend auch eine attraktive Lohnentwicklung. Da die Eltern aber heute schon in der Schweiz im Vergleich zum Ausland überdurchschnittlich viel für die Kinderbetreuung bezahlen, kann der qualitative Ausbau der Kinderbetreuung nicht auf die Eltern abgewälzt werden. Systemrelevante Berufe wie Kinderbetreuung oder Pflege müssen endlich von der Gesellschaft ihre entsprechende Anerkennung bekommen. Das bedeutet mehr, als nur Beifall zu klatschen: Die Anerkennung ist mit Kosten verbunden.

Als Kita-Leiterin setze ich mich im Gemeinderat dafür ein. Die Stadt Zürich ist diesbezüglich auf einem guten Weg, hat sie den Normkostensatz seit diesem Jahr auf rund 130 Franken pro Tag erhöht. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist deshalb so wichtig, weil wir ohne Kinderbetreuung den Fachkräftemangel auch in allen anderen Branchen gar nicht beheben können. Deshalb braucht es einen weiteren Quantensprung, um die Kita-Branche langfristig attraktiv zu machen. Dieses Ziel muss sowohl vom Bund und vom grössten Wirtschaftskanton Zürich getragen werden, damit wir in Zukunft in allen Branchen über genügend hervorragende Fachkräfte verfügen.

Ein Artikel von Claudia Rabelbauer, Gemeinderätin, EVP

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