Wie bewegen sich Kinder und Jugendliche in der Migrationsgesellschaft Schweiz?

Das Musical-Projekt «Meine Kunst, mein Sprachrohr» geht auf eine Initiative des Vereins Art4um zurück und entsteht in Zusammenarbeit mit der Offenen Jugendarbeit Kreis 6 & Wipkingen.

Ein Traum wird wahr: einmal in einem Musical auf der Bühne stehen. (Foto: zvg)

Das Musical «Meine Kunst, mein Sprachrohr» ist eine Plattform, die Kindern und Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund die Möglichkeit bietet, sich und ihre Sichtweise zum Thema Identität und Integration einzubringen. Die Form des Musicals bietet dazu vielfältige Ansatzpunkte: Sie lädt dazu ein, sich in verschiedenen Ausdrucksformen auszuprobieren, sei es auf der Bühne in Schauspiel, Tanz, Gesang oder auch im Hintergrund, beispielsweise in Szenografie, Fotografie, Video oder als Drehbuchschreibende.

Das Team der Offenen Jugendarbeit Kreis 6 & Wipkingen (OJA) hat Foscky Pueta, Charo Ares und Fayrouz Gabriel vom Verein Art4um zum Musical-Projekt zum Gespräch getroffen. Ursprünglich wurde das Projektkonzept bei einer Ausschreibung des «Kultur Labors Zürich» eingereicht. «Da kam es aber nicht durch», erzählt Foscky. Und weiter: «Remo Blumenthal von der Integrationsförderung der Stadt Zürich hat das Konzept dann aber nochmals aufgegriffen und passend zum Thema ‹Austausch und Zusammenleben› angepasst.»

Zu diesem Thema werden von der Stadt diverse Projekte unterstützt, die zur Stärkung und Verbesserung des Zusammenlebens in der Stadt Zürich beitragen. Insbesondere werden Bemühungen gefördert, die auch Menschen mit knappen finanziellen Ressourcen zur Teilhabe aktivieren. «Meine Kunst, mein Sprachrohr» erfüllt die Förderkriterien dieses Kredits, daher wird die Finanzierung durch den gesprochenen Beitrag gesichert.
Die OJA Kreis 6 & Wipkingen stellt dem Projekt die Räumlichkeiten zur Verfügung. Infoveranstaltungen, Workshops, Proben und mehr finden im Jugendraum Wipkingen oder in den Räumen der OJA im Kreis 6 statt.

«Die OJA unterstützt uns auch beim Bewerben des Projekts bei den Jugendlichen oder beim Kontakt zu den Schulen», so Charo. Ihr Kollege Foscky kennt die OJA schon seit vielen Jahren. Früher war er selbst ein Besucher der Angebote und Veranstaltungen, später wirkte er als Workshopleiter in der OJA. Seit 2018, also seit der Gründung des Vereins Art4um, ist die OJA Kreis 6 & Wipkingen dessen Partnerin. Für Foscky steht fest: «Es war von Anfang an klar, dass die OJA auch bei diesem Projekt dabei sein muss.»

Der Weg bis zum Musical
Um das Musical zu realisieren, geht es darum, die Jugendlichen kennenzulernen und den Austausch untereinander zu fördern. Charo erzählt: «Wir haben gemerkt, dass es schwierig ist, Verbindlichkeit mit den Jugendlichen herzustellen. Sie melden sich nicht einfach so für ein Projekt an. Dafür müssen sie uns zuerst kennenlernen und Vertrauen gewinnen.»

Und Foscky ergänzt: «Deshalb besuchen wir die Jugendlichen nun im Treff, reden mit ihnen und versuchen sie für das Projekt zu gewinnen». In einem zweiten Schritt werden Workshops angeboten, bei denen sich die Teilnehmenden ungezwungen in den diversen Sparten ausprobieren können, die zu einem Musical gehören: Schauspiel, Tanz, Gesang, Graffiti fürs Bühnenbild, Fotografie, Video und vieles mehr. Manche möchten gerne eine Hauptrolle spielen, andere mögen Nebenrollen oder agieren lieber im Hintergrund.

Anschliessend wird das Drehbuch als Gemeinschaftswerk entwickelt. «Die Jugendlichen formen die Geschichte, wir bieten den Rahmen», so Foscky. Für Fayrouz ist es wichtig zu sagen: «Hey, es ist alles möglich! Deine Idee, meine Idee, die Idee von Person C und die von Person D ist wertvoll. Wenn man all diese Ideen zusammenbringt, kann etwas Wunderbares entstehen!» Es folgen Proben und Vorbereitungen, bis das Musical vor Publikum aufgeführt wird.

«Meine Kunst, mein Sprachrohr» richtet sich in erster Linie an migrantische Jugendliche. «Aber das Thema ist Inklusion, nicht Exklusion», so Charo. Und deshalb sollen auch Kinder und Jugendliche ohne Migrationshintergrund beim Projekt mitmachen können. Für Foscky steht der kostenlose Zugang zur Teilhabe am künstlerischen und kreativen Schaffen im Vordergrund: «Zielgruppe sind auch diejenigen, die sich dies sonst nicht leisten können.»

Ein Artikel von Mirjam Rühle

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