Wie weiter mit dem «Parki»?

Seit fast zehn Jahren bietet der «Parki» auf dem ehemaligen Lettenareal Raum für nicht kommerzielle Projekte und Veranstaltungen. Nun sucht der Verein nach Nachfolger*innen.

Populär in Zürich: der «Parki». (Foto: zvg)

Noch vor zehn Jahren war der Park Platz nicht mehr als das, was sein Name besagt: ein ehemaliger Parkplatz neben dem stillgelegten Bahnhof Letten, eine Brache aus Kies und Schotter, ein «verlorener» Ort, Zeitzeuge der bewegten Geschichte der Drogenpolitik der Stadt. Das wollte der Quartierverein Wipkingen ändern. Mit der Stadt handelte er einen Gebrauchsleihvertrag für das Areal aus und suchte mittels Ausschreibung Interessierte, die das Areal bespielen wollten.

Im Verein Lokomotive Letten wurden diese gefunden. Und seither ist viel passiert. Auf dem rund 1400 Quadratmeter grossen Areal ist in den vergangenen zehn Jahren so einiges entstanden: eine Reparierwerkstatt, eine Sauna, Bienenstöcke und Gärten. Dazu kommen Bürocontainer, Lagerräume und eine mobile Bühne, die von den unterschiedlichsten Vereinen genutzt werden. Und vor allem die Buvette, die Bar, die in den Sommermonaten bei schönem Wetter täglich geöffnet hat.

Ein erfolgreiches Projekt, das sich als Quartierzentrum, Treffpunkt, Veranstaltungsort und Open Space versteht. Alle, die Lust und Energie haben, können sich hier mit Ideen einbringen, Raum nutzen. Alles nicht kommerziell, in Eigeninitiative selbstorganisiert.

Neues Engagement gefragt

Doch nun steht dem Betreiber*innenkollektiv selbst eine weitreichende Veränderung bevor: In einem «Open Call», dessen Bewerbungsfrist am vergangenen Wochenende abgelaufen ist, suchen die Verantwortlichen nach einer Nachfolge. «Neben unzähligen schönen Momenten und bereichernden Erlebnissen ist das Kollektiv rund um den Park Platz auch immer wieder an eigene und äussere Grenzen gestossen und hat über die eigenen Ressourcen hinaus gearbeitet», erklärt der Verein auf seiner Website.

Aus diesen Gründen seien sie in einer Neuorientierungsphase, wollten den «Raum öffnen für neue Menschen und Kollektive.» Gesucht werden Vereine, Initiativen und Menschen, die Interesse daran haben, Verantwortung für den «Parki» zu übernehmen und diesen weiterhin mit einem politischen Anspruch neu zu gestalten.

Für diese Entscheidung, so erklärt es Chantal vom Verein Park Platz, gebe es verschiedene Gründe. Zunächst mal seien es die eigenen Strukturen, die neu überdacht werden wollten. Denn genaugenommen sind es zwei Vereine, die für den Park Platz zuständig sind: die Lokomotive Letten, welche die Gastronomie auf dem Platz betreibt und auch den Mietvertrag mit der Stadt hat, sowie der Verein Park Platz, der insbesondere für das kulturelle Angebot verantwortlich ist. Das hat sich organisatorisch so ergeben, «ist aber eigentlich für den Betrieb des Park Platzes nicht mehr wirklich sinnvoll», so Chantal.

Der Wunsch wäre, dass in Zukunft alle gemeinsam die Verantwortung über den gesamten Platz tragen. Denn natürlich kennen die Engagierten auch das Problem, das alle Vereine haben: Die Anzahl derjenigen, die wirklich viel Zeit und Herzblut investieren, ist relativ klein. So sind beim Verein Park Platz momentan noch ungefähr fünf Menschen aktiv, rund 25 sind es bei der Lokomotive.

Das bedeutet für die einzelnen enorm viel Arbeit, Organisatorisches, Auseinandersetzungen mit politischen Gremien, Verwaltungsorganen und vieles mehr. Und eine enorme Wissenskonzentration bei einigen wenigen Aktiven.

Miete schwer zu bewältigen

Und dann ist da auch noch die finanzielle Frage: In den ersten Jahren konnte der Verein das Gelände mittels eines Gebrauchsleihvertrags nutzen, den der Quartierverein Wipkingen mit der Liegenschaftenverwaltung der Stadt Zürich abgeschlossen hatte. Die Nutzung war kostenlos, schränkte den Verein gleichzeitig aber in Gestaltung und Selbstbestimmung über das Areal ein.

Nach langen Verhandlungen seitens der Park Platz-Betreiber*innen erhielten diese im vergangenen Jahr einen eigenen Mietvertrag für das Gelände. Dies, so erklärt Chantal, habe einerseits den Vorteil, dass der Verein selber über das Grundstück verfügen könne.

Andererseits aber seien die nun entstehenden Mietkosten für den Verein kaum zu tragen, zumal dieser nicht profitorientiert wirtschafte. «Für unser unkommerzielles Projekt, das einen niederschwelligen Zugang gewähren möchte, stellen die Mietkosten eine grosse Hürde dar», sagt Chantal.

Zwar generiere die Gastronomie gewisse Einnahmen, doch diese reichen gerade aus, um die Gastronomieangestellten zu entlöhnen, die Instandhaltung des Areals zu sichern und die gröbsten Aufwände zur Verwaltung und Administration zu decken. Und sie bestünden zudem nur in den Sommermonaten und bei gutem Wetter. Auf finanzielle Unterstützung oder gar ein Entgegenkommen der Stadt in Form einer Kostenmiete hoffte der Verein bei den Verhandlungen vergeblich.

«Die Wichtigkeit des Ortes, die Bedeutung der Arbeit, die hier für das Quartier geleistet wird, wird in der Stadt nicht wirklich gesehen», bemängelt Chantal.

Das zeige sich neben der mangelnden finanziellen Unterstützung unter anderem auch darin, dass die Organisation von neuen Veranstaltungen und publikumsträchtigen Events reichlich kompliziert sei. Insgesamt erhalte der Park Platz lediglich vier grosse Bewilligungen für Musikanlässe jährlich, die datumstechnisch auch noch mit anderen abgesprochen werden müssten. Viel Spielraum bleibe da nicht – und viele Anfragen müssten abgelehnt werden.

In den kommenden Wochen werden die Verantwortlichen die eingegangenen Bewerbungen ansehen und bis zum Herbst eine Entscheidung über eine Nachfolge treffen. Was geschieht aber, wenn sich niemand findet, der den Park Platz in ihrem Sinne weiterführt? «Das ist eine Diskussion, die wir noch führen müssen», sagt Chantal.

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