Wohnen in und um Wipkingen: Erfahrungen aus dem Gemeinderat

Es ist unbestritten, dass es in der Schweiz und besonders in Städten eine enorme Herausforderung bezüglich der Wohnknappheit gibt. Besonders in den Zentren sind die Herausforderungen gross, weil wir uns in der Schweiz bewusst gegen Zersiedelung in der Raumplanung ausgesprochen haben. Ein Beitrag der GLP Kreise 6 und 10.

Fensterblick aus der Wohnsiedlung Depot Hard, die am Entstehen ist. (Foto: zvg)

Was kann man gegen Wohnknappheit tun? Beispielsweise die Schaffung von mehr Wohnraum generell. Insbesondere durch Erleichterung von zu strengen Bauvorschriften oder die Förderung von sozialem Wohnungsbau oder der Nachverdichtung bei bestehenden Gebäuden. Gleichzeitig kann man die Bezahlbarkeit verbessern, zum Beispiel durch die Bereitstellung von Zuschüssen für Mieter, die diese benötigen. Umnutzungen oder die Vermietungen von leerstehendem Wohnraum sind weitere Mittel.

Es wird aktuell viel Angst geschürt, die Situation scheint festgefahren und es mischt sich bei gewissen Kreisen eine unschöne Zweiklassensicht in die Diskussion ein. Darüber, wer in Zürich sein darf, wer im Quartier sein darf und wer nicht. Das lehnt die GLP entschieden ab. Dieser Artikel soll in der angeheizten Diskussion von konkreten Projekten aus dem Gemeinderat berichten, die Hebel der Wohnbauförderung anwenden.

Zuerst finde ich es aber lohnend, eine kurze Einordnung zu Wipkingen zu machen. Dazu habe ich die Zahlen vom 26. Januar 2024 des statistischen Amtes der Stadt Zürich zu den aktuellen Eigentumsverhältnissen angeschaut. Im Jahr 2023 besassen demzufolge die öffentliche Hand und Wohnbaugenossenschaften in Wipkingen 53 Prozent des Landes in der Bauzone sowie 27 Prozent aller Wohnungen. Übrige private Gesellschaften besitzen 16 Prozent des Landes in der Bauzone und ebenfalls 27 Prozent der vorhandenen Wohnungen.

Natürliche Personen und Stockwerkeigentum machen beim Bauland 31 und bei den Wohnungen 46 Prozent aus. Gemäss dem Quartierspiegel 2023 zogen 2935 Personen neu nach Wipkingen und 2806 Personen zogen weg, das macht also lediglich ein Plus von 129 Personen aus.

Das 4D-Modell

Das 4D-Modell der Stadt Zürich kann ich sehr empfehlen. Dort kann man auch geplante oder laufende Bauprojekte sehen. Ein prominentes davon ist in der Nähe des Wipkingerplatzes, der Teilersatz des Tramdepots Hard mit dem Neubau einer Depothalle und der Erstellung der Wohnsiedlung Depot Hard. Die städtische Wohnsiedlung bringt 193 neue Wohneinheiten und Wohnraum für 550 Menschen. Ebenso wird es diverse Atelier- und Dienstleistungsflächen geben.

Die Kommission hat die Baustelle besichtigt, kritische Fragen gestellt und dem neuen Netto-Zusatzkredit zugestimmt. Das Gesamtprojekt kostet neu stolze 216,5 Millionen Franken. Die Kosten für die Wohnsiedlung (137,8 Millionen) belasten den Steuerhaushalt jedoch nicht mit zusätzlichen Folgekosten, da diese mit Folgeerträgen kompensiert werden können. Der Bezug der Wohnsiedlung ist ab Sommer 2025 geplant.

Vergabe des Baurechts

Das Areal Rotbuchstrasse (GR Nr. 2023/391) ist ein weiteres städtisches Beispiel, das die Förderung von preisgünstigem Wohnraum und den Mechanismus zur Vergünstigung der Miete exemplarisch darstellt. Es handelt sich dabei um ein Projekt der Stiftung Einfach Wohnen (SEW) und schafft 42 gemeinnützige Wohnungen mit Platz für 89 bis 120 Personen. Dieses Mal ging es aber nicht um die Projektkosten, sondern um die Vergabe des Baurechts.

Das heisst, der Gemeinderat musste zustimmen, der Stiftung SEW das Land für den Neubau für 62 Jahre, mit zwei Verlängerungsoptionen zu je 15 Jahren, zu gewähren. Die Kostenmietberechnung ist dabei mit dem zu zahlenden Baurechtszins verknüpft. Dieser ist durch die veraltete Richtlinie 65 geregelt. Hier gilt nämlich die Grundlage des Landpreises aufgrund des Buchwertes.

Der Buchwert ist das Gleiche wie der ursprüngliche Anschaffungswert abzüglich aller Abschreibungen. Dieser beträgt hier 1,19 Millionen Franken und der Richtlinienlandwert 2,98 Millionen, wie das Büro für Wohnbauförderung berechnete. Müssten Private das Land heute neu kaufen, wäre der Verkehrswert ausschlaggebend, also der aktuelle Wert basierend auf Marktdaten. Der Verkehrswert wird hier von der städtischen Schätzungskommission im März 2023 auf 43 Millionen geschätzt.

Dies ist einer der Gründe, weshalb Wohnen günstiger angeboten werden kann, wenn nicht neu Land erworben werden muss. Die FDP und die SVP wollten die Weisung zurückweisen. Die GLP sieht den Bedarf der Überarbeitung der Richtlinie 65, jedoch auch den aktuellen Bedarf an preisgünstigem Wohnraum. Darum muss unbedingt mehr Angebot geschaffen werden, um dementsprechend auch den Nachfragepreis runterzubringen. Dazu gibt es verschiedene Mittel, aber eben unter anderem auch Verdichtung.

Deshalb haben wir uns neben der Unterstützung der laufenden Aktivitäten für preisgünstigen Wohnraum (beispielsweise Wohnraumfonds) in den letzten Monaten stark für die Aufstockungsinitiative engagiert. Wir brauchen eine Balance von verschiedenen Massnahmen, nicht nur Mietvergünstigungen, sondern auch die Schaffung von mehr Wohnraum. Wohnraum für alle und dementsprechend die konsequente Umsetzung von Belegungsvorschriften und Einkommenslimiten für den vergünstigten Wohnraum, um faire Verhältnisse für alle zu schaffen.

Ein Artikel von Selina Frey Vizepräsidentin GLP Stadt Zürich und Gemeinderätin GLP 6&10

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