Work Life Balance

Liebe Wipkingerinnen und Wipkinger

Haben Sie schon einmal von diesem neumodischen Wort «Worklifebalance» gehört? Vor drei Jahren hat mir ein Kollege nach einem geselligen, lustigen Abend diesen Begriff handfest zu erklären versucht. Als er sich an einem Stuhl zu schaffen machte, mussten wir uns zwar zuerst bemühen, ernst zu bleiben, wurden dann aber schnell ruhig und nachdenklich: «Ein Stuhl», so erklärte der Kollege, «ist ein ansehnliches Beispiel für das Gleichgewicht in einem Menschenleben. Damit ein Mensch bequem sitzen kann, braucht ein Stuhl mindestens drei Beine. So ist es auch im übertragenen Sinne. Damit ein Mensch im seelischen Gleichgewicht leben kann, braucht es mehrere Stützpfeiler, auf die sein Leben gestellt ist. Ein Bein steht für die körperliche Gesundheit, ein anderes für die wirtschaftliche Sicherheit, das dritte Bein für das soziale Umfeld, das vierte Bein für die Rückbindung an den Ursprung, für Lebenssinn, für Glauben/Religion. Fällt eines oder gar zwei der Beine weg, wird das Leben zu einer unfreiwilligen Gleichgewichtsübung, gerät das Dasein in eine Schieflage und die Seele findet keine Ruhe. Wenn mehrere der Stuhlbeine abgesägt sind oder wackeln, wird der Alltag zu einem ungesunden und anstrengenden Hüpfen auf dem Melkstuhl und es besteht die Gefahr, umzukippen, wovon ein anderes neumodisches Wort, ˂Burn out˃, erzählt».
Haben Sie schon nachgeschaut, ob die Stuhlbeine Ihres Lebens noch funktionieren? Ob einer Ihrer Stützpfeiler, die körperliche Gesundheit, die wirtschaftliche Sicherheit, das soziale Umfeld oder die Fragen rund um den Lebenssinn mehr Pflege braucht?
8760 Stunden zählt ein Jahr. Wie füllen Sie diese Stunden mit Inhalt? Geniessen Sie den goldenen Herbst, gehen Sie im Wald oder an der Limmat spazieren und denken Sie über Ihr Leben nach, darüber, ob die Stützpfeiler noch halten.

Beat Häfliger, Pfarrer

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