Zeitkapsel versenkt, Grundstein gelegt

Mit einer feierlichen Zeremonie wurde der Grundstein für die neue studentische Wohnsiedlung am Rosengarten gelegt.

UZH Rektor Michael Hengartner (links), Stadtrat Daniel Leupi und Sarah Springman, Rektorin der ETH, legten Relikte aus der heutigen Zeit für zukünftige Generationen in die luftdicht versiegelte Box.

Ein Schirm war nötig, um die Festredner vor der strahlenden Sonne zu schützen, und ein Mann, um sie vor dem Schirm zu schützen, an dem der Wind kräftig zehrte und riss. Auf der Baustelle im Dreieck zwischen Rosengarten- und Bucheggstrasse waren die Arbeiten im Gange, als Sarah Springman, Rektorin der ETH Zürich und Präsidentin der Stiftung Studentisches Wohnen, Michael Hengartner, Rektor der Universität Zürich und Vizepräsident der Stiftung sowie Stadtrat Daniel Leupi ihre symbolische Mitgift in eine bronzene Schatulle legten und kurz ihre Gedanken zu diesem historischen Moment teilten. «Für die Stiftung Studentisches Wohnen ist das ein bedeutender Moment», meinte Springman. Dank des hier entstehenden neuen «Zuhauses», könnten die Studierenden dereinst ihr Potential voll ausnutzen. Die Präsidentin der Stiftung bedankte sich nicht zuletzt auch bei den geduldigen Anwohnerinnen und Anwohnern, die die Emissionen der bisherigen Bauarbeiten haben ertragen müssen. UZH-Rektor Michael Hengartner sprach von einer Oase, die Platz und Ruhe biete, um zu lernen oder auch zu entspannen – beides wichtige Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium.

Das Quartier nicht vergessen

Stadtrat Daniel Leupi sprach von einer «Win-win-Situation», denn die Stadt unterstütze einerseits alle Bemühungen, welche Zürich als Bildungsstandort erhalten und sei andererseits bestrebt, Wohnraum für alle schaffen. Das Projekt ist politisch breit abgestellt: Bereits Leupis Vorgänger Andres Türler und Martin Vollenweider von der FDP hätten es unterstützt. Leupi legte neben der NZZ und dem Zürcher Tagblatt auch einen Ausdruck der Republik für zukünftige Erdlinge in die luftdicht versiegelte Zeitkapsel. Auf Anfrage sagt er, er habe nicht gewusst, dass das Quartier Wipkingen seine eigene Quartierzeitung besitzt, sonst hätte er auch davon ein Exemplar in die Grundsteinlegungs-Box legen können. Ob es tatsächlich nur Gewinner geben wird, muss sich in Zukunft aber noch zeigen. Dies brachte der spontane Auftritt einer älteren Dame, ehemalige Anwohnerin der Rosengartenstrasse, zutage. In sehr freundlichem Ton und ohne Gram trug sie ihre Geschichte vor: Nach vielen Jahren im Quartier habe sie kürzlich aufs Land ziehen müssen, weil das Haus, in dem sie wohnte, verkauft worden sei und sie sich die angepasste Miete nicht mehr habe leisten können. Die Gentrifizierung sei bestimmt nichts, was die rot-grüne Regierung vorantreiben wolle, aber sie wünsche sich, dass sie auch nicht aufhört darüber nachzudenken, wie man den steigenden Preisen entgegenwirken könne, die solche Quartiersaufwertungen mit sich brächten. Es gäbe eine ganze Gesellschaftsschicht, die weder das Privileg habe zu studieren, noch zweimal im Jahr in die Ferien zu fahren. Auch diese brauche es in der Mitte einer funktionierenden Gesellschaft.

Einzug für 2020 geplant

Wenn alles planmässig verläuft, sollen im Sommer 2020 130 Studierende in das neue Wohnheim der Stiftung für Studentisches Wohnen einziehen können. Auf einer Gesamtfläche von rund 5’000 Quadratmetern entsteht auf diesem Fundament ein kompakter Zeilenbau mit angrenzendem Quartierpark. Im Architekturwettbewerb hat das Projekt «Wipkinger» des Teams von Atelier Scheidegger Keller und Kolb Landschaftsarchitektur aus Zürich die Jury überzeugt.

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