Politik
Behördenpropaganda vom Feinsten
Das Tiefbauamt hat entschieden, den bisher versuchsweisen Mehrzweckstreifen bei der Nordbrücke definitiv zu machen. Die Entscheidungsgrundlage dafür war eine nicht repräsentative Befragung von gerade mal 30 Personen. Ein Kommentar von Martina Zürcher-Böni, Präsidentin FDP 10 und Gemeinderätin.
29. Juni 2023 — Eingesandter Artikel
Das Pilotprojekt «Mehrzweckstreifen» in Wipkingen sorgte immer wieder für Diskussionen. Angefangen hatte es damit, dass es zu Beginn zusätzliche Tafeln brauchte, um den Fussgängerinnen und Fussgängern zu erklären, wie sie die Strasse überqueren müssen (die «Wipkinger-Zeitung» berichtete, 16. Dezember 2021).
Der Versuch spaltete die Gemüter: Zu Fuss hat man beim Überqueren der Nordstrasse keinen Vortritt mehr und Schulkinder können sich schlechter orientieren, wo sie über die Strasse gehen sollen. Mit dem Velo holpert es gehörig, wenn man auf der Nordstrasse fährt und nicht nur ortsunkundige Fahrzeuglenkende sind häufig überfordert. Man darf jetzt zwar zu Fuss überall die Strasse queren, aber nach meiner Beobachtung gehen doch die meisten bei der Insel über die Strasse, wo auch früher der Fussgängerstreifen war.
Am 12. April 2023 verschickte das Tiefbauamt eine Medienmitteilung mit dem Titel «Positives Fazit zum temporären Mehrzweckstreifen auf der Nordbrücke». Darin stand auch, wie das SP-Stadträtin Simone Brander unterstellte Tiefbauamt zu diesem Schluss gekommen ist: «Im Rahmen einer nicht repräsentativen Umfrage im Sommer 2022 beurteilte gut die Hälfte der 30 Befragten das Funktionieren des Mehrzweckstreifens als gut oder sehr gut, 20 Prozent als genügend.»
Was heisst das? 16 Befragte fanden es gut, sechs genügend und demnach acht ungenügend. In Wipkingen leben über 16 000 Menschen, das Tiefbauamt empfindet aber die nicht repräsentative Befragung von gerade mal 30 Personen als relevante Entscheidungsgrundlage? Bei einem Thema, wo es auch um die Sicherheit von Kindern im Strassenverkehr geht? Bei der Umfrage des Quartiervereins Wipkingen mit 176 Teilnehmenden, also rund sechsmal so viele wie von der Stadt befragt worden sind, gaben 65 Prozent an, dass sie sich nicht sicher fühlten und sich die Fussgängerstreifen zurückwünschten.
Das Tiefbauamt hat scheinbar kein echtes Interesse für die Wipkingerinnen und Wipkinger, sondern möchte nur seine Ideen bestätigen. Übrigens, das Projekt hat über 200 000 Franken an Steuergeldern gekostet – Geld, das man wirklich besser einsetzen könnte.
Eingesandt von Martina Zürcher-Böni, Präsidentin FDP 10 und Gemeinderätin
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