Der Mehrzweckstreifen bleibt bestehen

Die Stadt zieht nach der Testphase eine positive Bilanz zum Mehrzweckstreifen auf der Nordbrücke. Der Quartierverein Wipkingen ist allerdings anderer Meinung.

Der Mehrzweckstreifen an der Nordbrücke von oben (© Peter Baracchi)

Im Sommer 2021 hatte die Stadt Zürich auf der Nordbrücke die Zebrastreifen entfernt und stattdessen eine 130 Meter lange Zone errichtet, auf der Fussgänger*innen die Strasse an jeder beliebigen Stelle überqueren können. Markiert wurde die Zone durch eine orangefarbene gestrichelte «Schlange», den sogenannten Mehrzweckstreifen (der «Wipkinger» berichtete).

Dadurch, so die Stadt in einer Medienmitteilung, sollte das Quartierzentrum aufgewertet werden. Auch die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer*innen sollte sich erhöhen. Die herkömmlichen Fussgängerstreifen wurden entfernt, die Fussgängerschutzinseln teilweise belassen und verbreitert. Die Errichtung des Streifens sorgte bereits 2021 für einige Diskussionen im Quartier (auch hierüber berichtete der «Wipkinger»).

Bis zum Frühjahr dieses Jahres befand sich der Mehrzweckstreifen in einer Testphase, mittels derer Erkenntnisse für die Neugestaltung der Nordbrücke ab 2026 gewonnen werden sollten. Nun ist die Auswertung der Testphase von Seiten der Stadt abgeschlossen. Wie sie in einer Medienmitteilung schreibt, zieht sie ein positives Fazit zum Projekt: «Der Mehrzweckstreifen funktioniert und die Verkehrsteilnehmer*Innen haben sich an ihn gewöhnt», so die Medienmitteilung. Und weiter: «Der Mehrzweckstreifen bleibt deshalb bestehen.»

Wie der Mitteilung weiter zu entnehmen ist, hätten die in der Testphase durchgeführten Verkehrserhebungen gezeigt, dass die Fussgänger*innen und Velofahrer*innen nach einer Angewöhnungszeit vom langsamer fliessenden Verkehr profitierten. «Dass Autos die an der Haltestelle «Bahnhof Wipkingen» stehenden Busse nicht mehr überholen können, erhöht die Sicherheit für Fussgänger*innen zusätzlich. Der motorisierte Individualverkehr rollt im Durchschnitt langsamer und die Verkehrsteilnehmer*innen nehmen stärker Rücksicht aufeinander», so die Stadt.

Umfrage mit 30 Personen 

Neben den Verkehrserhebungen hat die Stadt eine nicht repräsentative Umfrage unter 30 Befragten zur Akzeptanz des Streifens durchgeführt, nach der gut die Hälfte der Befragten das Funktionieren des Mehrzweckstreifens als gut oder sehr gut und 20 Prozent als genügend beurteilt hätten. 80 Prozent der Befragten hätten angegeben, sie würden es begrüssen, wenn der Mehrzweckstreifen dauerhaft eingeführt werde.

Diese Erkenntnisse führen laut der Medienmitteilung dazu, dass der Mehrzweckstreifen bestehen bleibt. «Gemäss § 13 Strassengesetz wird das Projekt voraussichtlich im Herbst 2023 aufgelegt. Geplanter Baustart ist 2026», erklärt die Stadt. An einer Informationsveranstaltung am 11. April wurde die Quartierbevölkerung über die Ergebnisse der Testphase und das weitere Vorgehen informiert, auch die Rückmeldungen aus der Veranstaltung würden nun ausgewertet und in die weitere Planung einbezogen.

Quartierverein ist anderer Meinung

Der Quartierverein Wipkingen beurteilt die Situation jedoch anders: Bei den rund 80 Personen, die die Informationsveranstaltung besucht hätten, habe vielmehr die Meinung vorgeherrscht, dass die jetzige Situation ohne Fussgängerstreifen gefährlich sei, insbesondere für Kinder. Man habe ohne Not den Fussgänger*innen das Vortrittsrecht genommen. Besser wäre es gewesen, man hätte eine Begegnungszone gestaltet, dann wäre klar gewesen, dass der Vortritt bei den schwächsten Verkehrsteilnehmenden liege, wie der Website des Quartiervereins Wipkingen zu entnehmen ist.

Kritisiert wird ausserdem, dass für viele Anwesende der Eindruck entstanden sei, dass die Meinung der Bevölkerung in der Planung nicht ausreichend berücksichtigt worden ist. Es seien nur 30 Personen befragt worden. Das sei viel zu wenig und nicht repräsentativ, so der Quartierverein. Dieser kommt mit einer eigenen Umfrage unter 176 Teilnehmenden zum Ergebnis, dass sich 65 Prozent der Befragten nicht sicher fühlten und sich die Fussgängerstreifen zurückwünschten.
Wie der Quartierverein Wipkingen weiter mitteilt, sei an der Paneldiskussion des Verantwortlichen des Tiefbauamtes der Stadt Zürich mit dem Quartiervereinspräsidenten der Vorschlag entstanden, die drei Fussgängerstreifen versuchsweise wieder anzubringen, um abschliessend beurteilen zu können, ob sich das Sicherheitsgefühl wieder steigere. Die Stadt habe versprochen, den Vorschlag aufzunehmen.

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